Das waren vier intensive Tage in Helsinki. Das Taikai mit Nagato Sensei, bekanntlich von Hatsumi zum Soke der Shinden Fudo Ryu bestimmt, fand von Freitag bis Sonntag statt. Pro Tag haben wir etwa vier Stunden trainiert, dazwischen waren zwei Stunden Mittagspause.
In der früheren Industriehalle hatten sich etwa 300 Teilnehmer aus allen Himmelsrichtungen eingefunden. Ich habe beispielsweise mit Mats, dem Chef des Dojos im schwedischen Götheborg, trainiert, mit Alister aus dem Dojo in Ottawa, mit Apo aus Finnland, und bei der Übernachtung in Lauris Dojo haben Fulvio und ich Jean-Pierre aus Paris und Erkki aus dem estnischen Tallinn kennengelernt. Es ist immer wieder faszinierend, wie groß die Bujinkan-Familie ist und wie es eine Kampfkunst schafft, so viele Menschen aus aller Herren Länder friedlich zu vereinen und im besten Fall zu Freunden werden zu lassen.
Ich habe mir vier Lieblingssprüche von Nagato gemerkt, die für mich die Quintessenz dieses Taikais ausdrücken. 1. “Es gibt keine Geheimnisse, ihr könnt es nur nicht!” Wird mein all-time-favorite 🙂 2. “Laufen, laufen, laufen!” 3. “Ihr könnt es auch so machen oder so oder so!” und 4. “Trainiert langsam!” Christin hat als Erkenntnisse noch beigesteuert: “Die Möglichkeiten sind in der Distanz erkennbar” und “Wenn man denkt, man hat es, dann hat es einen!”.
Ich habe Nagato schon mal 2017 im Hombu-Dojo in Tokio erlebt und mag seine Art des Trainings sehr. Da so viele Schwarzgurte in Helsinki waren und ich fast ausnahmslos mit solchen trainiert habe, hatte ich auch nicht das Problem, bei irgendeiner Technik völlig lost zu sein, obwohl er manche nur einmal vorgezeigt hat. Und selbst Grüngurt-Kollege Max aus Chemnitz und ich haben die Ausführung einigermaßen hinbekommen. Also glaubten wir jedenfalls 🙂 Ich hatte den Eindruck, dass Nagato mit diesen schnellen Vorführungen Fragen der Trainierenden provozieren wollte, aber kaum jemand getraute sich, welche zu stellen. Auch nicht bei einer Runde am Sonntag, als er von seinem Werdegang erzählte. Allerdings erfuhren wir durch die wenigen Fragen dort, dass Nagato Sensei nicht extra meditiert, sondern das Training seine Meditation ist und dass für ihn das Wichtigste zur Erhaltung der Gesundheit eine gute und ausgewogene Ernährung ist.
Das Dinner und die Karaoke-Party danach am Sonnabend waren schön und lustig. Erstaunlich, welche Anzüge und Kleider bzw. Röcke alle so aus ihrem Gepäck dafür gezaubert haben. Alex, Stephan und Fulvio haben beim Karaoke den Saal gerockt. Am großartigsten – sorry ihr drei – war allerdings die kleine zarte blonde Elisa aus Lauris Dojo, die eine umwerfende Performance ablieferte.
Das Taikai war ganz großartig organisiert, alles hat wie am Schnürchen geklappt. Einen Anteil daran hatte auch Stephan, der unter anderem immer die Orga-Ansagen auf der Bühne machte und dafür im Laufe des Seminars zunehmend immer lauteren Beifall erhielt. Er hat noch einmal eine ganz eigene Perspektive auf das Taikai:
“Neben dem großartigen Training, das ich mit erstklassigen Trainingspartnern aus allerhand Ecken der Welt hatte, war es natürlich super, gleich die erste lange Session uke sein zu können. Die Orga lief sauber über die Bühne, ich bin immer noch sehr beeindruckt von dem, was da auf die Beine gestellt wurde.
Und es war toll, auch neben den Trainingspartnern so viele Leute zu treffen, die man selten sieht (Duncan und Ed aus Australien zum Beispiel). Duncan ist 36 Stunden unterwegs für den Rückweg – und da beschweren sich Leute über eine Reise innerhalb Berlins. Ein bisschen schade war, dass ich kaum Zeit hatte, mich mit all den Leuten auch zu unterhalten oder mit euch [den anderen Mitreisenden aus dem Dojo] etwas zu unternehmen.”
Noch eine wichtige Erkenntnis für mich war übrigens: Immer schön die Übungswaffen mitnehmen! Hanbo und Bokken spielten bei Nagatos Techniken eine wichtige Rolle und ich war froh, dass Fulvio und ich sie mitgebracht hatten, in einer Gitarrentasche, die auf dem Hinweg auf dem Flughafen als Golftasche und auf dem Rückweg als Skitasche durchging. 😀